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Channel: Religion – MÄNNER
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Frieden für Mays Seele

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Ihr letzter Wunsch wird respektiert: Der Leichnam der Trans*aktivistin May Peleg, die sich im Alter von 31 Jahren am vergangenen Wochenende das Leben nahm, wird verbrannt – so wie sie es in ihrem Testament gewünscht hat. Ihre Mutter hat das zu verhindern versucht. Doch ein Jerusalemer Gericht entschied am Mittwoch, dass Mays Leichnam verbrannt wird. Auch wenn das nach jüdischen Brauch verboten ist und auf dem Friedhof der Jüdischen Gemeinde in Berlin-Weißensee Urnen beispielsweise in normalen Särgen beerdigt wurden, ist Feuerbestattung in den vergangenen Jahren bei liberalen und säkularen Juden beliebter geworden, vor allem in den USA. Nach Mays letztem Wunsch wird ihre Asche zum Teil auf dem Meer verstreut und unter einem Baum vergraben.

May 1

May wurde in einer ultra-orthodoxen Familie groß. Dass sie ein Mädchen ist, wusste sie schon als Kind. Sie war ein prominentes und aktives Mitglied der Jerusalemer LGBTI-Community und hatte zu ihrer Familie schon lange keinen Kontakt mehr. Dennoch wollte die Mutter sie in einer religiösen Zeremonie nach jüdischem Brauch bestatten – und zwar als Mann. Gegen die Gerichtsentscheidung kann bis Sonntag Einspruch erhoben werden.

Menschen wie May wird heute am Transgender Day of Remembrance (TDOR), dem Gedenktag für die Opfer von Transphobie, gedacht. TDOR ist ein seit 1999 stattfindenden Gedenktag, an dem der Opfer transphober Gewalt gedacht und auf diese Problematik aufmerksam gemacht wird. Auch wenn der Weltärztebund im Oktober kürzlich klar gemacht hat, dass Trans*geschlechtlichkeit keine Krankheit ist: Transphobie ist selbst in vermeintlich zivilisierten Staaten immer noch ein großes Problem. Die Anzahl der Opfer, die auf dieser Homepage aufgelistet ist, ist erschreckend: Hier drei Beispiele für Menschen, die 2015 in den USA erschossen wurden:

opfer

„Deutschland muss transsexuellen Flüchtlingen, die vor dieser Gewalt fliehen, Sicherheit bieten”, teilte der Grünen-Politiker Volker Beck heute mit. „Gerade bei der Unterbringung von transsexuellen Flüchtlingen muss auf ihr besonderes Schutzbedürfnis Rücksicht genommen werden. Einzelunterkünfte, Schutz vor Übergriffen und Zugang zu psychologischer Betreuung muss gewährleistet werden.”

Transsexuelle Flüchtlinge, die aus sogenannten „sicheren Herkunftsländern“ wie Senegal oder Ghana kämen, hätten kaum Chancen auf Asyl, so Beck. „Dabei sind diese Länder für Transsexuelle alles andere als sicher.” Ländern mit homo- und transfeindlichen Gesetzen müssten darum von der Liste der „sicheren Herkunftsstaaten“ gestrichen werden.

Foto: Shutterstock


Gezerre um May Peleg beendet

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Ihr letzter Wunsch wird respektiert: Das oberste israelische Gericht entschied am Mittwoch, dass der Leichnam der LGBTI-Aktivistin May Peleg verbrannt werden darf.

Ein Jerusalemer Gericht hatte in der Vorwoche entschieden, dass der Leichnam der Trans*aktivistin, die sich vor zwei Wochen im Alter von 31 Jahren das Leben genommen hatte, verbrannt werden darf – so wie sie es in ihrem Testament wünscht. Ihre Mutter wollte das verhindern und May nach jüdischem Brauch bestatten. Auch wenn dieser Feuerbestattungen verbietet, sind sie bei liberalen und säkularen Juden recht beliebt, vor allem in den USA. Nach Mays letztem Wunsch soll ihre Asche auf dem Meer verstreut und unter einem Baum vergraben werden. Doch ihre ultra-orthodoxe Familie gab nicht auf: Sie legte Einspruch gegen das Gerichtsurteil ein. „Die Bestattung meines Sohnes (!) ist sehr wichtig für mich”, wird die Mutter zitiert, die nicht akzeptiert, dass May schon lange als Frau lebte.

Frühere Versuche, sich das Leben zu nehmen, waren gescheitert.

Dass sie ein Mädchen ist, wusste sie schon als Kind. May war ein prominentes und aktives Mitglied der Jerusalemer LGBTI-Community und hatte zu ihrer Familie schon lange keinen Kontakt mehr. Mitte des Monats beschloss sie im Alter von 31 Jahren, nach langem Kampf mit den Behörden und aufgrund von gesundheitlichen Problemen, ihr Leben zu beenden. Sie war sexuell mehrfach misshandelt worden, und sie durfte nach der Scheidung ihre zwei Kinder nicht mehr sehen. Verschiedene frühere Versuche, sich das Leben zu nehmen, waren gescheitert.

Eran Globus, ein Aktivist und Freund von May, hatte nach dem Einspruch der Familie gesagt: „Wir hoffen, dass der Supreme Court die Gerichtsentscheidung bestätigt. Es ist abscheulich, dass Mays Familie, nachdem sie sie vor vielen Jahren verstoßen hat, es ihr selbst nach dem Tod noch schwer macht.”

Macht dem Hass ein Ende und bringt Liebe unter die Menschen!

In ihrem Abschiedsbrief schreibt die Aktivistin: „Ich habe einen Traum, dass es eines Tages Anlaufstellen gibt, die eine Heimat bieten für alle, die sie brauchen. Ich habe einen Traum, dass es therapeutische Einrichtungen gibt, speziell für Opfer sexueller Gewalt, für Menschen, die an Essstörungen leiden, an postraumatischen Belastungsstörungen oder an multiplen Persönlichkeitsstörungen.”

An ihre Mitstreiter vom Jerusalem Open House for Pride and Tolerance appelliert sie, den Kampf für mehr LGBTI-Rechte fortzuführen, und richtet auch eine Botschaft an die Gesellschaft. „Akzeptiert jede lebende Seele, wie sie ist. Macht dem Hass auf andere ein Ende und bringt Liebe unter die Menschen!“

Fotos: Ofrit Assaf

„Wir dachten, man würde uns töten”

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2013 überraschte Papst Franziskus mit seinem Zitat „Wenn eine homosexuelle Person guten Willen hat und Gott sucht, dann bin ich keiner, der sie verurteilt (…)“. Während seines Afrikabesuchs muss er diesen Ausspruch nun vor den Fundamentalisten in Uganda verteidigen. Die Menschen in dem Land sind zu einem großen Teil Christen – die meisten bekennen sich zur römisch-katholischen Kirche.

CNN-Korrespondent David McKenzie hat in Kampala mit Jackson Mukasa und Kim Mukisa, einem schwulen Paar, über ihre Ängste vor und Wünsche an den Papst gesprochen. Homosexualität ist in Teilen der dortigen Gesellschaft tabuisiert, homosexuelle Handlungen sind in Uganda strafbar. Das Paar wurde von ihren Familien verstoßen und für mehrere Monate inhaftiert.

Ich wünschte, ich könnte Gott fragen, ob uns all diese Dinge zustoßen, weil es ein Verbrechen ist, homosexuell zu sein.

Sie können den Hass, der ihnen in ihrem Land entgegengebracht wird, nicht verstehen. „Wir haben Menschen schreien gehört ‚die Schwulen sind hier! Die Schwulen sind hier ‘. Wir dachten, man würde uns töten (…) Es ist so schmerzhaft für uns (…) daher habe ich eine Frage an Gott: Ich wünschte, ich könnte ihn treffen und fragen, ob uns all diese Dinge zustoßen, weil es ein Verbrechen ist, homosexuell zu sein? Ist das der Grund für all das, was uns passiert?“ fragt Jackson Mukasa.

Trotz der Ausgrenzung will das Paar zueinander stehen und die Qualen, die ihre Mitmenschen ihnen zufügen, gemeinsam ertragen.

Foto & Video: CNN International

Unterstützt Papst LGBTI in Uganda?

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Seit Freitag Abend ist der Papst in Uganda, für drei Tage. Es ist das erste Mal in 20 Jahren, dass ein Oberhaupt der kathoischen Kirche das afrikanische Land besucht. Die Hoffnungen und Wünsche, die mit dem Besuch verknüpft sind, könnten verschiedener nicht sein. Nicht mal 24 Stunden bevor der Papst eintraf, beschloss das ugandische Parlament ein Gesetz, das die Rechte aller Nichtregierungsorganisationen stark beschneidet.

Das „Non-Governmental Organisations Bill” berechtigt die staatliche Organe, NGOs künftig zu überwachen und aufzulösen, wenn sie nach ihrer Meinung etwas tun, dass der „Würde des ugandischen Volkes” widerspricht. Internationale Menschenrechtsorganisationen protestierten umgehend, und Aktivisten und Aktivistinnen die sich für die Rechte von Frauen oder Minderheiten einsetzen, äußerten ihre große Sorge. Ihre Arbeit könne in Zukunft nicht nur erschwert, sondern unmöglich gemacht werden. Wer sich ohne Lizenz für Menschenrechte stark macht, kann zukünftig mit bis zu acht Jahren Gefängnis bestraft werden. Das gilt auch, so vermuten Beobachter, für LGBTI-Organisationen. Schon jetzt sind bis zu lebenslange Gefängnisstrafen für Homosexualität möglich, und es werden immer wieder Verschärfungen der Gesetze diskutiert.

Frank Muhisha (Bild: Twitter)

Frank Muhisha (Bild: Twitter)

„Wenn ein Mensch schwul oder lesbisch ist, und sich mit gutem Willen um einem Beziehung zu Gott bemüht, wer bin ich, ihn dafür zu verurteilen”, sagte der Papst 2013. Viele dachten, das sei eine Wende in der katholischen Kirchenpolitik, hin zu mehr Offenheit. War es nicht. Trotzdem hoffen prominente ugandische Aktivisten nun, der Papst könne sie unterstützen. Frank Mugisha, der Chef der Vereinigung „Sexual Minorities Uganda”, sagte Al Jazeera am Freitag: Die katholische Kirche in Uganda sitzt mit allen anderen Kirchen in einem Boot. Sie verteufeln und diskriminieren LGBTI. Die Sprache, die sie benutzen, ist so feindselig, dass sich Menschen nicht trauen, sich zu outen. Dabei ist die Kirche eigentlich ein Ort der Liebe und Unterstützung, die sie aber nicht erfahren.” Mugisha glaubt, eine auch noch so kleine Andeutung von Unterstützung des Papstes würde den LGBTI in Uganda gesellschaftlich sehr helfen.
„Wir hoffen, dass der Papst sich für Akzeptanz und ein Ende des Hasses auf die Community unter Katholiken und für ein Ende der Gewalt gegen LGBTI stark macht. … Wenn er das tut, wird es ernst genommen und bewirkt gesellschaftliche Veränderungen.” 80 Prozent der ugandischen Bevölkerung sind Christen, der Großteil davon evangelisch, aber es gibt immer mehr Katholiken.

In diesem Interview von 2013 spricht Frank Mugisha über das ugandische „Kill The Gays”-Gesetz:

Bild: Shutterstock/Pecold

Stress mit schwulem US-Botschafter

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Die Kirche ist ja immer für einen neuen homophoben ‚Spaß‘ zu haben. Erst wehrten sich zwei evangelische Pfarrer gegen die Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften durch die Lippische Landeskirche. Sie kritisieren den Synoden-Beschluss von letzter Woche, verpartnerte Paare zu segnen, mit den Worten: „Wenn Homosexualität als berechtigter Weg zur Sexualität anerkannt wird“, so Peter Busse und Matthias Köhler von der evangelisch-reformierten Gemeinde Kalletal-Hohenhausen, „besteht dann nicht die Gefahr, dass in Zukunft auch andere Arten fehlgeleiteter Sexualität (Pädophilie, Polygamie, Sodomie…) als normal anerkannt, gefördert und ‚abgesegnet‘ werden?“

Kardinal Nicolas de Jesus Lopez Rodriguez (Foto: Starus/Wikipedia)

Kardinal Nicolas de Jesus Lopez Rodriguez (Foto: Starus/Wikipedia)

Während man darüber in Westfalen noch nachdenkt, hat der katholische Kardinal Nicolas de Jesus Lopez Rodriguez, Erzbischof von Santo Domingo, den offen schwulen US-Botschafter in der Dominikanischen Republik aufgefordert, sich lieber „auf seine Hausarbeit zu konzentrieren, wo er doch die Frau eines Mannes“ sei. Der Erzbischof der größten Stadt des Landes äußerte sich nach einer Messe gegenüber Journalisten, als Antwort auf Vorwürfe von Botschafter James „Wally“ Brewster, dass Beamte der Dominikanische Republik korrupt seien. Brewster sagte außerdem, die Polizei des Landes habe amerikanische Geschäftsleute bedroht und attackiert, als sie jüngst an einer Konferenz in dem karibischen Land teilgenommen hätten. „Dieser Mann sollte zurück in seine Botschaft gehen“, meinte Lopez daraufhin über Brewster gegenüber der Associated Press (AP). „Er sollte sich besser auf seine Hausarbeiten konzentrieren, wo er doch die Frau eines Mannes ist.“ Der Kardinal beschuldigte Brewster außerdem, eine „gay agenda“ zu promoten. Was für den Katholiken ein veritabler Alptraum ist.

Es ist nicht das erste Mal, dass Lopez mit öffentlichen homophoben Äußerungen über Brewster auffällt, der vor zwei Jahren Botschafter der Dominikanischen Republik wurde. Als Präsident Obama Brewsters Nominierung bekannt gab, kritisierte Lopez dies scharf und nannte Brewster einen „maricón“ – eine „Schwuchtel“. Weitere katholische Würdenträger waren der Ansicht, dass die Ernennung Brewsters von einem Mangel an Respekt gegenüber den Werten ihres überwiegend katholischen Landes zeuge.

Trotz heftiger Proteste von anti-schwulen Gruppen ließ sich der US-Senat jedoch nicht davon abbringen, Brewsters Nominierung einstimmig (!) zu bestätigen.

Brewster ist – wie die meisten US-Botschafter weltweit – ein ehemaliger Geschäftsmann und war Fundraiser für die Demokratische Partei Obamas. Sein Ehemann ist Bob Satawake.

US-Botschafter Brewster (l.) und Ehemann Bob Satawake. (Screenshot/Youtube)

US-Botschafter Brewster (l.) und Ehemann Bob Satawake. (Screenshot/Youtube)

Die beiden haben im November 2013 in Washington, D.C. geheiratet im Hay Adams Hotel – mit Blick aufs Weiße Haus. Davor waren sie bereits 26 Jahre ein Paar und haben sich gemeinsam ein Leben aufgebaut, wie es auch der Homepage der US-Botschaft heißt.

Brewster ist der siebente offen schwule Mann, der als US-Botschafter berufen wurde. Denn die Obama-Regierung setzt mit solchen Personalentscheidungen bewusst und gezielt politische Statements, die sicher mehr für den Abbau von Homophobie in Ländern wie der Dominikanischen Republik tun als das von wenig Nächstenliebe geprägte Benehmen des Erzbischofs und seiner Kirche.

Titelbild: Dmitry Kaminsky/Shutterstock.com

Lasst die Kirche im Dorf!

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Ich schäme mich ein bisschen. Ach, seien wir ehrlich: Ich schäme mich ziemlich. Für jeden Angehörigen* meiner Community, der sich am Freitag gar nicht fassen konnte vor Freude darüber, dass die Evangelische Kirche im Rheinland nun auch Männern Männer und Frauen Frauen antraut. Für die Facebookposts auf Seiten sonst stolzer Aktivisten, für die gute Presse für das Ereignis auf der Webseite der queeren Kollegen, für jedes Like unter den Beiträgen des rheinischen Emanzipationsministeriums und den Leuten von HUK. Weil diese Freude so kurzsichtig ist, die Fakten ignoriert und ein Problem auch nur als ansatzweise gelöst darstellt, dass auch die nächsten 50 Jahre nicht gelöst werden wird, weil es kein spirituelles, sondern ein organisatorisches ist. Es geht gar nicht um Gott, sondern um eine komplett verknöcherte Institution, deren einer Gründungsmythos eben die Überlegenheit des heterosexuellen, weißen Mannes über alle anderen Geschöpfe ist. Wäre die Kirche ein solcher Mann, sie wäre seit Freitag einer, der sein schwules Kind ständig verdrischt, außer wenn sie im Rheinland und in Hessen sind. Wofür ihm das Kind furchtbar, furchtbar dankbar ist, ihn sehr liebt und sich überall sonst gern grün und blau schlagen lässt.

Sorry, hab ich was verpasst?

Rekapitulieren wir nochmal kurz: Was ist eigentlich passiert? Am Freitag beschloss die Evangelische Kirche im Rheinland bei ihrer Synode in Bad Neuenahr-Ahrweiler mit 195 zu 16 Stimmen (sieben Gegenstimmungen, neun Enthaltungen), dass künftig auch gleichgeschlechtliche Paare in ihren Gotteshäusern vor den Traualtar treten dürfen. Trauung heißt in der Rheinischen Kirche „ein Gottesdienst anlässlich einer Eheschließung, in dem die eheliche Gemeinschaft unter Gottes Wort und Segen gestellt wird”. Außer der Pfarrer hat was dagegen oder die Gemeinde, dann is’ Essig und die Liebenden müssen in der Kirche der Nachbargemeinde heiraten. Außer, die haben auch was dagegen. Dann geht der unwürdige, aber ja wahnsinnig weltoffene Stuhltanz bis zur ehelichen Gemeinschaft unter Gott noch ein bisschen weiter. „Ich freue mich sehr über diese Entscheidung, denn sie ist getragen von dem, was Ehe im Kern immer ausmachen sollte: liebevolle Zuwendung, die alle Menschen empfinden, leben und weitergeben können, ganz egal welche sexuelle Orientierung sie haben”, so die nordrhein-westfälische Emanzipationsministerin Barbara Steffens (BündnisGrüne). Die Rheinische Kirche soll damit für viele gleichgeschlechtliche Paare „die Harmonie zwischen Glauben, Liebe und Institution Kirche hergestellt” haben. „Das ist ein großer Schritt”. Sorry, hab ich was verpasst? Ich dachte, die Rheinische Evangelische Kirche hätte gerade in einer fast durchgängig katholischen Gegend als zweiter von zwanzig möglichen Kirchenbezirken, in einem bislang fünf Jahre dauerndem Prozess, beschlossen, dass Homopaare jetzt die gleichen, juristisch natürlich absolut wertlosen, Rechte haben, wie alle heterosexuellen Gläubigen seit 500 Jahren. Außer, der Pfarrer oder irgendwer sonst in der Gemeinde kann die Widerlichkeit der Angelegenheit nicht mit seinem Gewissen vereinbaren.

Sind evangelische Paare dann eigentlich im Rheinland verheiratet, aber überall sonst nicht?

Wenn das in dieser Geschwindigkeit weiter geht, wird unter Umständen 2065 der letzte evangelische Kirchenbezirk in Deutschland beschließen, jetzt auch Homopaare zu trauen. Super, oder? Nicht wirklich. Denn die kirchenpolitische Nebelkerze, wegen der da allgemein frohlockt wird, verbirgt, dass jedes schwule oder lesbische Mitglied der evangelischen Kirche in Deutschland – und nur die werden sich deren Segen künftig abholen dürfen – über das simple Zahlen von Kirchensteuer auch folgende Dinge mitfinanziert: Homophobie, Transphobie und Mord und Totschlag unter ihres- oder seinesgleichen rund um die Welt, die Abtreibungs- und HIV-Präventions-Politik der Kirchen, homophobe Bischöfe und ignorante Evangelikale. Sie, verehrter Mithomosexueller, wollen das alles nicht? Dann treten Sie einfach aus der Kirche aus, auch auf die Gefahr hin, dass Sie dann nicht im Kölner Dom heiraten dürfen. Das geht als Evangele eh nicht und die Domplatte ist seit Silvester sowieso nicht mehr der glamouröseste Ort. Kurze Zwischenfrage: Sind evangelische Paare dann eigentlich im Rheinland verheiratet, aber überall sonst, außer in Hessen/Nassau und einigen Gemeinden in Brandenburg, nicht mehr? Das schränkt den Radius für Hochzeitsreisen, bei denen man nicht permanent mit einem Bein in Gottes Segen steht, während das andere schon in der Sonne der allgemeinen Verdammnis gebräunt wird, arg ein, oder? Was ich sagen will: Schwule und Lesben, die für ihr Lebensglück so auf den Segen einer Institution angewiesen sind, die für die weltweite Homophobie unter den meisten ihrer Anhänger mitverantwortlich ist, dass sie den Hass auf ihresgleichen, den die Kirchen in anderen Ländern verbreiten, mitfinanzieren, wünsche ich an dieser Stelle Gottes Vergebung. Sie werden sie brauchen. Alle anderen machen bitte einfach das Kreuz grade und lassen die Kirche im Dorf.

Bild: Imago/Werner Otto


So sieht eine schwule Taufe aus

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Als die Amerikaner John und Michael Sawyer immer wieder Schwierigkeiten mit ihrem Adoptionsverfahren hatten, weil zwei Adoptivmütter es sich nach der Geburt anders überlegten, suchten sie nach Trost und Halt. Und fanden den an einem für LGBTI eher ungewöhlichen Ort: in der katholischen Kirche. In St. Matthews in Baltimore, um genau zu sein. Deren Priester hat vor einiger Zeit  LEAD (LGBT Educating and Affirming Diversity) eröffnet, ein Programm innerhalb seiner Gemeinde, dem inzwischen mehr als 50 Menschen angehören, Lesben, Schwule und deren Angehörige, die dafür sorgen sollen, dass die Gemeindemitglieder mit dem Leben und den Sorgen von LGBTI vertraut sind und ein diversifiziertes Bild von Amerika in der Gemeinschaft wiederfindet, aber auch gemeinsam Forderungen an die Gemeinde stellen können.

Es war ihren Vätern wichtig, Rosies Taufe für die Nachwelt festzuhalten.

Als die Sawyers nun Glück hatten und endlich die kleine Rosie adoptieren durften, war es ihnen wichtig, das, und den Zuspruch in ihrer Kirche, auch für die Nachwelt festzuhalten. Der Filmemacher Eric Kruszewski hat Rosies Taufe zu einem Teil einer längeren Dokumentation über LEAD gemacht, die man sich auf seiner Webseite ansehen kann. Vielleicht können der Papst und die Bischöfe in Rom hier etwas lernen: Wer seine Augen und Herzen aufmacht und Nächstenliebe praktiziert, ohne zu urteilen, bereichert nicht nur das Leben anderer, sondern auch das eigene.

 

 

 

Imam traut schwule Paare

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Der Islam und Homosexualität passen wunderbar zusammen, findet Daayiee Abdullah. Der schwule Imam aus Washington traut Männerpaare und feiert Totenrituale für Muslime, die an AIDS gestorben sind – zum Ärger vieler Glaubensbrüder. Mit seiner LGBTI-freundlichen Online-Schule will er zeigen: Der Koran lässt sich großzügig interpretieren

Interview: Dorsy Baumgartner

Daayiee Abdullah, was bedeutet Ihnen der Koran?

Ich werde oft gefrag, ob ich an Allah und an das Wunder des Korans glaube. Ich antworte mit Ja, was gleich die nächste Frage auslöst, warum ich dann nicht genau so wie alle anderen handle. Meine Gegenfrage lautet: Wo hast Du Dein Kamel geparkt? Die Strategie, beim Bewährten zu bleiben, ist tief in uns verwurzelt. Es ist Zeit für Veränderungen. Ich möchte nicht, dass der Koran allein als theoretisches Regelwerk angesehen wird. Aufgabe des Instituts ist es, das ganze Bild zu zeigen und ein breites Spektrum an Traditionen und Denkweisen zu vertreten. Der Islam bietet Raum für Interpretation. Außerdem möchte ich meinen Allah nicht in eine kleine Box packen. Ich möchte den Koran nicht verändern, doch ich fasse seine Wahrheit in einem größeren Rahmen auf. Es ist wie das Minarett einer Moschee. Wenn man an der untersten Stufe steht, lernt man die Basis. Hat man diese verstanden, arbeitet man sich Stufe für Stufe nach oben. Je höher man geht, desto weiter ist die Sicht.

Sie haben vor zwei Jahren angefangen und können erste Erfolge verbuchen.

Im Januar 2014 hatte ich die Vision, ein Zentrum zu schaffen, wo Menschen, egal ob Muslim oder Nicht-Muslim, Frauen, Männer oder sexuelle Minderheiten, ohne Hindernisse Islamwissenschaften studieren können. Das virtuelle Klassenzimmer bot sich an, weil es die günstigste Lösung war. Hinzu kommt, dass ich Vielfalt als Vorteil nutzen wollte. Teilnehmer aus aller Welt entscheiden, was sich auf der Plattform abspielt. Die Dozenten sind Imame aus China, Südamerika oder Australien. Anfangs arbeiteten sie hauptsächlich auf freiwilliger Basis. Jetzt bekommt jeder ein Gehalt, und im Herbst starten wir ein Zweijahresprogramm, das einen Masters Abschluss ermöglicht.

Daayiee Abdullah. Der schwule Imam aus Washington traut Männerpaare und feiert Totenrituale für Muslime, die an AIDS gestorben sind

Daayiee Abdullah traut Männerpaare und feiert Totenrituale für Muslime, die an AIDS gestorben sind (Foto: privat)

Was ist mittelfristig Ihr Ziel?

Wir wollen 100 Imame bis 2022 zertifizieren. Parallel arbeiten wir an neuen Programmen, die außer der Lehre und Philosophie des Islams weitere akademische Schwerpunkte anbieten. Dabei ist es wichtig, dass wir den Dialog zwischen den Menschen fördern. Kommunikation ist ein kreativer Prozess und die Chef-Taste liegt nicht nur auf einer Seite des Internets.

Sie sind in einer christlichen Baptistenfamilie aufgewachsen. Was brachte Sie zum Islam?

Meine Eltern legten großen Wert auf Bildung und haben mich nicht gezwungen, eine bestimmte Religion zu leben, sondern nur Wert darauf gelegt, dass ich verstehe, dass es etwas Mächtigeres als den Menschen gibt. Ich wollte schon als kleiner Junge Klarheit finden, aber die baptistische Sonntagsschule konnte meine Neugier nicht befriedigen. Ich bin in Detroit aufgewachsen, und die Stadt war bereits damals multikulti. Ich kam mit vielen Glaubensrichtungen in Berührung, besuchte Synagogen, katholische Kirchen oder Hindu-Tempel. Als junger Mann reiste ich nach Kalifornien. Dort habe ich den Buddhismus und den Zusammenhang zwischen Körper, Geist und Seele durch Chanting erfahren.

Sie waren auch länger in China.

Anfang der 80er Jahre hatte ich einen wiederkehrenden Traum, dass ich nach China muss. 1983 machte ich mich auf den Weg und studierte die chinesische Sprache und Literatur. Einer meiner Studienkollegen führte mich in die Rituale des Islam ein. Nachdem er versicherte, dass Schwulsein kein Problem war, setzte ich mich näher mit dem Koran auseinander. Ich habe inneren Frieden gefunden und gelernt besser zuzuhören. Ich wurde geduldiger. In anderen Religionen habe ich immer gebetet, um etwas zu bekommen, aber es ist nie erhört worden. Anders im Islam. Beim Pflichtgebet sind Zeiten, Ablauf und Inhalt genau vorgegeben. Beim rituellen Akt der Hingabe, als der sich Unterwerfende, beuge ich meinen Kopf auf und ab. Ein Gefühl, als würde ich meine Sorgen abgeben. Der Kopf wird geleert, danach kann ich Neues aufnehmen und bin offen für Inspiration.

Ich praktiziere einen fortschrittlichen Islam, der sich gegen die Geschlechtertrennung in der Moschee stellt

Das Thema Islam und Homosexualität ist kontrovers. Wie stellen Sie sich Ihrer Aufgabe als schwuler Imam?

Dass ich schwul bin, ist nebensächlich. Die Menschen, die mit mir beten, sehen mich als Führer ihrer Gemeinschaft und nicht als Homosexuellen. Ich praktiziere einen fortschrittlichen Islam, der sich gegen die Geschlechtertrennung in der Moschee stellt. Ich traue Schwule und Lesben und bin trotzdem ein gläubiger Muslim. Nicht Homosexualität sondern Vergewaltigung wird im Koran verfemt. Deshalb werde ich den Stellenwert von Sexualität im Koran im Gespräch mit Studenten weiter untersuchen. Das hilft hoffentlich, dass LGBTI-Muslime besser verstehen, dass alle Menschen von Natur aus so sind, wie sie sind – egal welche Hautfarbe sie haben, welches Geschlecht oder welche Orientierung.

Wie hat sich Ihr Glaube auf Ihre Beziehungen ausgewirkt?

Er war nie ein Thema, es handelte sich vielmehr um die typischen Partnerschaftsprobleme. Ich war zwei Jahre mit einem Mann zusammen, den ich sehr liebte, der sich aber öffentlich nicht bekennen wollte. Hinter verschlossenen Türen konnte ich nicht leben und wir haben uns getrennt. Es war hoffnungslos. Abschottung ist kein Weg für eine gute Partnerschaft, auch nicht für den Islam.

Das vollständige Interview steht in MÄNNER 2.2016.

Titelbild: privat

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Neujahrsempfang in der Khadija-Moschee

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Natürlich klingt das erst einmal gut: Die muslimische Gemeinde lädt am Dienstagabend zum Neujahrsempfang in die Moschee in Berlin-Pankow, es kommen auch hochrangige Repräsentanten anderer Weltreligionen, es kommen Politiker von den Grünen bis zur CDU, es soll symbolisch Harmonie und Toleranz bewiesen werden. Sogar die MÄNNER-Redaktion bekam eine Einladung, auch zum anschließenden „orientalischen Buffet“. Das Ganze stand unter der Schirmherrschaft des Regierenden Bürgermeisters von Berlin. Man könnte als Schwuler sagen: Wie schön!

Doch so einfach war die Sache dann leider doch nicht. Die Ahmadiyya Muslim-Gemeinde, die einlud ins etwas abseits gelegene Pankow-Heinersdorf, gilt als Reformgemeinschaft, die Ende des 19. Jahrhunderts mitten in einer Vielzahl von Bildungsbestrebungen und Erneuerungsbewegungen der islamischen Welt entstand, und zwar in Indien. Ihre Berliner Moschee, die neu errichtet wurde neben einem McDonald-Drive-through, ist optisch ein eher bescheidener Bau. Er hat weder den „rough charm“ der Hinterhofmoschee am Kottbusser Tor, die man aus Serien wie „Homeland“ kennt, noch den Prunk einiger Neubauten in den hyperreichen Golfstaaten. In dieser mit weichem grünem Teppich ausgelegten Halle fand nun also das Zeremoniell statt.

Imam Said Ahmed Arif am Rednerpult. (Foto: Privat)

Imam Said Ahmed Arif am Rednerpult. (Foto: Privat)

Der junge Imam Said Ahmed Arif gab einen Jahresrückblick, der von Moscheeneubauten in Deutschland handelte, vom Bäumepflanzen vorm Kanzleramt, um zu zeigen, dass auch Muslime in Deutschland Wurzeln schlagen, von Aktionen wie der Aufräumaktion junger muslimischer Männer am 1. Januar, die Straßen von Böller-Dreck befreiten.

Erwähnt wurden auch die Terroranschläge von Paris, zu denen sich die Ahmadiyya Muslim-Gemeinde medienwirksam geäußert hat mit den Worten „Nicht in unseren Namen“.

Desweiteren zeigte ein Videoclip, wie Muslime Blut spenden, Sportevents für junge Menschen organisieren, Alte und Bedürftige betreuen, an Flüchtlinge Essen austeilen. Das volle Wohlfahrtprogramm.

Vor der Moschee war ein Tisch aufgebaut mit Infomaterial zum Mitnehmen – auf Deutsch. Darin geht’s darum, den Islam als Religion und Weltanschauung zu erklären („Allah […] verfügt über die wunderbarsten und schönsten Eigenschaften“ oder „Die Botschaft des Qur’an ist allumfassend“). Es geht auch um die Rolle der Frau, ums Christen- und Judentum und das Verhältnis zu diesen Glaubensrichtungen. Aber: Es gab nirgendwo ein Infoblatt, geschweige denn Heft, zum Umgang mit LGBTI-Menschen. Eine Frage, die aktuell wegen der asylsuchenden Flüchtlinge ja eine gewisse Dringlichkeit hat.

Informationsmaterialien zum Mitnehmen vor der Moschee der Ahmadiyya Muslim-Gemeinde in Berlin. (Foto: Privat)

Informationsmaterialien zum Mitnehmen vor der Moschee der Ahmadiyya Muslim-Gemeinde in Berlin. (Foto: Privat)

Darauf angesprochen, erklärte mir Muhammad Asif Sadiq, Assistent des Nationalsekretärs für externe Angelegenheiten, Abteilung Presse-, Medien- und Öffentlichkeitsarbeit, dass es solche Publikationen nicht gäbe, weil der Koran klar sei in seiner Beurteilung von Homosexualität: Sie sei gleichzusetzen mit dem Essen von Schweinefleisch und mit Ehebruch. Es könne keinen gläubigen Muslim geben, der Homosexualität praktiziere. Die einzige Option für entsprechend veranlagte gläubige Muslime sei – genau wie in der katholischen Kirche – keusch zu leben. Um Martina Schradis Aufklärungscomic zu Gender- und sexueller Vielfalt zu zitieren: „Ach so ist das!“

Trotzdem könnte man ja erwarten, dass im Rahmen der ziemlich umfassenden Bildungs- und Aufklärungsmaterialen zu Position-und-Verhalten gegenüber allen möglichen Gruppen (Juden, Christen etc.) auch ein ausformuliertes Statement zum Umgang mit LGBTI-Personen angebracht wäre, zum Beispiel denen, die sich nicht als gläubige Muslime sehen, aber trotzdem aus der Arabisch sprechenden Welt zu uns kommen und bei Ämtern und Behörden Hilfe brauchen. Gerade dort treffen sie auf Vertreter der deutschen muslimischen Gemeinden, die beim Übersetzen helfen. Und bekanntlich verlaufen diese Übersetzungsbegegnungen mit LGBTI-Menschen derzeit nicht besonders positiv, wie unlängst der LSVD bei einer Veranstaltung mit dem Bischof von Berlin klarmachte.

Immerhin verwies Muhammad Asif Sadiq darauf, dass seine Gemeinde vergleichsweise tolerant sei. Schließlich habe sich ihr Oberhaupt, Kalif Mirza Masrur Ahmad aus London, bei seinem Berlinbesuch sogar mit Klaus Wowereit als damals noch Regierendem Bürgermeister getroffen.

Solch eine Begegnung hätten anscheinend viele streng gläubige Muslime abgelehnt, um sich nicht zu verunreinigen.

Was für mich nur noch einmal deutlich machte, wie wichtig es wäre, hier offiziell die Gemeindemitglieder aufzuklären, dass man sich nicht „beschmutzt“, wenn man Wowereit und anderen homosexuellen Personen die Hand schüttelt oder ganz allgemein mit ihnen in der Zivilgesellschaft verkehrt. Aber: Das passiert nicht, trotz aller symbolischen Aktionen; noch nicht einmal bei dieser Reformgemeinschaft. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie die Reaktionen bei nicht reformierten Gemeinden im Hinterhof am Kottbusser Tor ausfallen würden.

Die weitere erstaunliche Erfahrung an dem Abend war für mich, dass das LGBTI-Thema auch sonst von niemandem angesprochen wurde. Auch nicht von einer Sprecherin von Die Grünen/Bündnis 90, auch nicht von einem Vertreter der CDU. Obwohl gerade die Konservativen in letzter Zeit öfter darauf hingewiesen haben, dass man das Thema Akzeptanz und Gleichberechtigung von Frauen und Homosexuellen (vermutlich meinen sie auch Transsexuelle) in die Integrationskurse für muslimische Flüchtlinge aufnehmen sollte. Offensichtlich war’s beim Neujahrsempfang niemandem ein Anliegen, darauf einzugehen, auch nicht dem Repräsentanten der Polizei in Galauniform, der lieber betonte, wie freundschaftlich die Zusammenarbeit verlaufe – weswegen ein Kooperationsvertrag verlängert wurde auf unbefristete Zeit.

Der S-Bahnhof in der Nähe der Moschee in Berlin-Pankow.

Der S-Bahnhof in der Nähe der Moschee in Berlin-Pankow.

Irgendwann an Dienstagabend beschlich mich ein sehr seltsames Gefühl: Da saß ich also irgendwo in Pankow-Heinersdorf, neben einer McDonald-Filiale, in einem von Polizeiautos umlagerten Gebäude, mit lauter Menschen, die auf Socken herumliefen, wo Politik und Polizei den Schulterschluss suchten mit Vertretern verschiedener Religionsgemeinschaften. Und deren Führer nehmen für sich in Anspruch, auf Basis ihrer vermeintlichen Nähe zu Gott anderen sagen zu dürfen, wie sie leben sollen und wie sie ihre Mitmenschen – beispielsweise homosexuelle – zu behandeln haben? In diesem Fall: wie Schweinefleisch und Ehebrecher.

Vielleicht liegt es an mir, dass ich nach Jahrzehnten von Kämpfen und Krämpfen mit der katholischen Kirche genug davon habe, von irgendwelchen Päpsten und Patriarchen erzählt zu bekommen, wie schrecklich die Homoehe und der „aggressive Säkularismus“ sei, den man derzeit erleben müsse. Ich persönlich finde die schweigend akzeptierte Machtstellung von Glaubensvertretern viel schrecklicher, die einem nicht nur beim Neujahrsempfang im Randbezirk Pankow begegnet, sondern täglich im staatlich subventionierten Fernsehen und Radio sowie im öffentlichen Raum. Hier wie dort könnte man gar nicht genug Informationsbroschüren auslegen.

Dennoch sollte nicht unerwähnt bleiben, dass Muhammad Asif Sadiq beim Neujahrsempfang der Ahmadiyya Muslim-Gemeinde sehr freundlich darauf hinwies, dass seine Gemeinde durchaus bereit wäre, mit homosexuellen Gruppen oder Magazinen wie MÄNNER in den Dialog zu treten, wenn man einen Termin machen möchte, bei dem er seine Antwort ein bisschen besser vorbereiten könne. Vielleicht sollte man ihn hier beim Wort nehmen und genauso medienwirksam eine Veranstaltung auf LGBTI-Seite planen?

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Protest: Pastor friert für LGBTI

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„Ich schlafe draußen, weil die Türen der Methotisten-Kirche nicht jedem offen stehen”, steht auf dem Schild, das Reverend Michael Tupper neben seinem Zelt aufgestellt hat. Jeden Abend um halb zehn, legt er sich hier schlafen, um 6.30 Uhr steht er wieder auf. Und hat im kalten Winter in Michigan wahrscheinlich die ganze Nacht gefroren. Tupper tut das seit dem 30. November letzten Jahres und will 175 Nächte durchhalten, um die Homophobie innerhalb der Kirche anzuprangern, für die er selber schon lange als Pastor arbeitet. Sein Protest hat ein US-weites Medienecho ausgelöst und breite Unterstützung hervorgerufen. „Mein Ziel ist es, auf das Diskriminierungsproblem innerhalb meiner Kirche hinzuweisen, um Menschen die Möglichkeit zu geben, sich für die nötigen Veränderungen einzusetzen, die erforderlich sind, damit es LGBTQ möglich ist, in unseren Gotteshäusern zu heiraten und auch Gemeinden als Pastoren vorzustehen”, begründet er den radikalen Schritt selbst gegenüber der Kalamazoo Gazette.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Tupper für die Community einsetzt.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Tupper für die Community einsetzt. Was auch einen persönlichen Grund hat: Der Pastor hat eine lesbische Tochter. 2014 unterschrieb Tupper die Heiratsurkunde seines Kindes, was dazu führte, dass er sich vor einer kircheninternen Kommission verantworten musste und gerügt wurde. Wovon er sich nicht einschüchtern ließ: Im letzten Sommer unterzeichnete Tupper die Heiratsurkunde eines offen schwulen Pastoren-Kollegen, der sein Amt niederlegen musste, weil er seinen Freund heiraten wollte. Auch das zog ein Diziplinarverfahren nach sich.

Der US-Bundesstaat Michigan, in dem Tupper lebt und arbeitet, hat vor zwei Wochen ein Gesetz verabschiedet, das Analverkehr mit bis zu 15 Jahren Gefängnis bestraft.

Der US-Bundesstaat Michigan, in dem Tupper lebt und arbeitet, hat vor zwei Wochen ein Gesetz verabschiedet, das Analverkehr mit bis zu 15 Jahren Gefängnis bestraft. Offiziell geht es hier um Tierschutz: Die sogenannten „Sodomy Laws“, archaische Gesetze aus der Zeit der puritanischen Gründungsväter gegen homosexuelle Handlungen, die man – historisch gesehen – vor allem mit sündigem Analsex gleichsetzte, sollen jetzt Haustiere davor beschützen, dass ihre Halter sich an ihnen vergehen. Allerdings betonte der Senat, es gehe beim jetzigen Gesetzesentwurf nicht gegen Schwule, sondern gegen alle Menschen, die Analsex praktizieren, also auch Heterosexuelle. LGBTI-Aktivisten protestierten scharf.

Bild: Facebook

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Gotteslästerung in Deutschland

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Das muss man sich wirklich auf der Zunge zergehen lassen: Während viele hierzulande abfällig lächelten, weil in Italien die katholische Kirche so vehement Druck auf die Landespolitik ausüben konnte, dass das Gesetzesvorhaben zur eingetragenen Partnerschaft gestern nur in einer abgespeckten Version die Instanzen passieren konnte, wurde bei uns Albert Voß vom Amtsgericht Lüdinghausen wegen „Gotteslästerung“ verwarnt, weil er provozierende Sprüche auf sein Auto geklebt hatte. Wer dachte, Debatten zu Gotteslästerung führen nur unverbesserliche Hardliner im Vatikan oder Islamisten in Frankreich, die sich über „Charlie Hebdo“ aufregen, der sollte neu nachdenken, wie’s um Meinungsfreiheit in Deutschland sowie die Trennung von Staat und Kirche steht. Nämlich so, dass Voss eine Geldbuße von 500 Euro zahlen muss, weil er auf der Heckscheibe seines Autos Sprüche klebte wie: „Kirche sucht moderne Werbeideen. Ich helfe. Unser Lieblingskünstler: Jesus – 2000 Jahre rumhängen und immer noch kein Krampf!Nicht nur erzkatholische Bürger im Münsterland erstatteten deswegen Anzeige, sondern gleich die Polizei höchstselbst.

Richterin Ira Schwefer urteilte gestern: „Das ist eine öffentliche Beschimpfung der christlichen Kirche.“ Na und, möchte man sagen. Darf man die nicht beschimpfen so viel man will? Tut die Kirche doch auch. Prozesse wegen Gotteslästerung nach Paragraf 166 sind in Deutschland selten. Von 2009 bis 2013 gab es 14 Verfahren, mit zehn Verurteilungen.

Während man in Berlin problemlos – und straflos – die katholische Kirche „Kinderfickersekte“ nennen darf, sieht die Sache im Münstlerland anders aus.

Weil die Strafbarkeit nach Paragraf 166 von der Reaktion religiöser Leute abhängt. Und was soll man erwarten in einer Stadt wie Lüdinghausen, wo der 66 Jahre alte Voß seit seiner Geburt lebt: Da sind zwei von drei Grundschulen katholisch, eines von zwei Gymnasien auch. Von den 24.000 Einwohnern sich 65 Prozent katholisch, seit Jahrzehnten regiert die CDU im Stadtrat, im Landkreis-Parlament hat sie die absolute Mehrheit. Da sorgen Sprüche wie „Wir pilgern mit Martin Luther: Auf nach Rom! Die Papstsau Franz umbringen. Reformation ist geil!“ für mehr als nur ein bisschen Aufregung. Aber ist das nicht gut so? Schließlich wollte Voß darauf hinweisen, dass der derzeit überall gefeierte Jubiläumsreformator einst dazu aufgerufen hatte, den Papst in Rom zu töten. Man könnte solche Aktionen des Protests und der Provokation auch als Kunst betrachten. Und wie wir wissen, herrscht in Deutschland nicht nur Meinungs-, sondern auch Kunstfreiheit.

Eine der beschrifteten Heckscheiben von Albert Voß. (Quelle: www.spruchtaxi.de)

Eine der beschrifteten Heckscheiben von Albert Voß. (Quelle: www.spruchtaxi.de)

Aber nicht im Münsterland. Dort befand die Richterin, die Sprüche auf Voß‘ „Spruchtaxi“ seien nicht von der Kunstfreiheit gedeckt. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Geldstrafe von 3.000 Euro gefordert. Laut Richterbeschluss soll Voß jetzt 500 Euro zahlen. Doch Voß will nicht klein beigeben und in die nächste Instanz gehen. „Die Anzeige ist gar nicht schlecht, weil jetzt mal geklärt wird, ob man in dieser Gesellschaft ein Recht hat, seine Meinung zu äußern“, sagt er. In der Vergangenheit gab es mehrere Initiativen, den §166 StGB abzuschaffen, weil er die Meinungsfreiheit einschränkt. Und im Grunde einer modernen säkularen Demokratie unwürdig ist. Auch Albert Voß sieht das so:

„Gotteslästerung ist für mich ein Menschenrecht, das muss sein, damit man alles diskutieren kann. Also Gotteslästerung so verstanden, dass man in der Gesellschaft offen über alles reden kann.“

Aber offen über Missstände reden, die einem nicht ins Konzept passen, funktioniert bei religiösen Gruppen bekanntlich immer nur in eine Richtung. Und solange die katholische Kirche – von anderen religiösen Institutionen ganz zu schweigen – homosexuelle Menschen diskreditieren und diskriminieren kann, meist unter maximaler Medienaufmerksamkeit, ohne dass irgendein Staatsanwalt einschreitet, sollte Albert Voß so viele Sprüche auf seine Spruchtaxi kleben, wie nur irgend möglich.

Gebet zu Blut und Ungläubigen von Albert Voß. (Quelle: www.spruchtaxi.de)

Gebet zu Blut und Ungläubigen von Albert Voß. (Quelle: www.spruchtaxi.de)

„Ich bin erzkatholisch erzogen worden, war Messdiener, stand voll dahinter. Glücklicherweise ist es mir gelungen, mich weiterzuentwickeln“, sagt Voß. Jetzt lebt er seit Jahrzehnten ohne Gott, was er als „Befreiung“ empfindet. Eine Befreiung, die Deutschland insgesamt noch bevorsteht.

Titelbild: www.spruchtaxi.de

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Papst ersetzt Kim Davis-Fan

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Der Papst wird einen hochrangigen Mitarbeiter entlassen, der im Vatikan dafür verantwortlich gemacht wird, das Treffen mit der LGBTI-feindlichen Standesbeamtim Kim Davis organisiert zu haben. Dieses Treffen fand auf der letzten USA-Reise des Oberhauptes der katholischen Kirche im September statt und sorgte für einen weltweiten Skandal, der die restlichen und eigentlichen Sachfragen der Papstreise und die Botschaft die der Pontifex senden wollte, überschattete. Davis war, als sie den Papst traf, die Hauptprotagonistin eines monatelangen, medial begleiteten Spektakels gewesen, weil sie sich nach der Eheöffnung geweigert hatte, ihre Pflicht als Angestellte des Bundesstaates Kentucky zu erfüllen und Heiratsurkunden auch für gleichgeschlechtliche Paare auszustellen.

Außerdem wurde verbreitet, der Papst sei vor dem Treffen mit Davis nicht vollständig über deren Person informiert worden, eine Peinlichkeit sondergleichen.

In der Folge der Davisschen Einzelaudienz bei Franziskus, hatte die Kirche immer wieder versucht, das Treffen der beiden herunterzuspielen und erst geleugnet, dass es überhaupt stattgefunden hatte. Vielleicht um Schadensbegrenzung zu betreiben und nicht weiter mit Davis in Zusammenhang gebracht zu werden, wurde ein Video veröffentlicht, indem der Papst einen ehemaligen Schüler und dessen Ehemann trifft, freudig begrüßt und umarmt. Außerdem wurde verbreitet, der Papst sei vor dem Treffen mit Davis nicht vollständig über deren Person informiert worden, eine Peinlichkeit sondergleichen. Der Mitarbeiter den der Papst jetzt freistellt, weil er allgemein als der Verantwortliche für das Debakel gesehen wird, ist nicht irgend ein kleines Licht, sondern der Apostolische Nuntius der Kirche in den USA, Erzbischof Carlo Maria Viganó.

Viganó, der sein Amt seit 2011 bekleidet, wird, auf Wunsch des Papstes, durch den Franzosen Christophe Pierre ersetzt.

Laut dem Portal Christian Today wird Viganó, der sein Amt seit 2011 bekleidet, auf Wunsch des Papstes durch den Franzosen Christophe Pierre ersetzt werden. Und das, obwohl der Vatikan bislang auf dieser Position beharrte: „Der Papst hat sich mit Mrs Davis nicht über die Details ihrer Situation ausgetauscht. Und sein Treffen mit ihr sollte nicht als Unterstützung ihrer komplexen und weitverzweigten Positionen angesehen werden.” Was auch stimmt: Franziskus hatte auf seinem Heimflug noch geäußert, wie gut er und Davis sich unterhalten hätten.

Bild: Imago/Independent Photo Agency Int.

 

 

 

 

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Schlimmer als homosexuell geht’s nicht

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Sie war eine ranghohe Scientology-Funktionärin, arbeitete mit John Travolta und coachte die Kinder von Tom Cruise und Nicole Kidman, während die Schauspieler sich trennten. Ihre Karriere kam zu einem jähen Ende, als sie dabei erwischt wurde, wie sie eine Frau küsste. Danach verbrachte sie drei Jahre in einem Gefängnis der Sekte. Gegenüber der Daily Mail berichtet Nora Crest nun über die „entsetzlichste Zeit meines Lebens“. Demnach wurde sie herumgeschubst, geschlagen, erniedrigt, gefoltert – „nur weil ich mich erdreistet habe, eine andere Frau zu begehren“.

Irgendwann glaubt man, dass man ein wertloses Stück Scheiße ist

Gemäß Scientology-Gründer L. Ron Hubbard ist Homosexualität eine Krankheit und muss geheilt werden. Etwas wertloserer als Homosexuelle kennt die Sekte nicht, sagt Nora. Nachdem sie erwischt worden war, als sie eine andere Frau küsste, wurde sie in ein geheimes Lager in Südkalifornien geschickt. Dort wurde sie jeden Tag in jeder Minute von Hunderten Leuten ganz genau beobachtet. Wenn sie auf Toilette ging, wurde sie von fünf Leuten begleitet. Sie durfte nur sprechen, wenn man sie ansprach. Sie musste mit über 30 Frauen in einem Zimmer schlafen, in dem es Wanzen und Kakerlaken gab. 80 Stunden in der Woche musste sie arbeiten und hatte kaum Pausen. Wer zu langsam arbeitete, wurde gefoltert. „Wir wurden mit Eiswasser übergossen und man schrie uns an, was wir für ein Abschaum seien.“ In diesen abstoßenden Bedingungen, so Crest, glaube man irgendwann, dass man es verdient habe und dann man „ein wertloses Stück Scheiße“ ist.

Sie konnte sich befreien, indem sie aus Verzweiflung eine Flasche Bleichmittel trank und ins Krankenhaus kam. Bevor sie entlassen wurde, musste sie schriftlich erklären, dass sie nicht schlecht über die Scientology-Sekte sprechen würde. „Es war mir egal“, sagt Nora. „Ich wollte nur noch nach Hause.“

Schweigen heißt Zustimmung, und ich weigere mich, zuzustimmen

Aufgrund der Scientology-Haltung gegenüber Homosexualität haben prominente Mitglieder wie der oscarprämierte Drehbuchautor und Regisseur Paul Haggis („Million Dollar Baby“) die Sekte verlassen.

Scientology homophob

Paul Haggis im Jahr 2006 (Foto: Imago/Picture Perfect)

Seinen Ausstieg 2009 begründete er mit der Unterstützung der Sekte für die „Proposition 8″ – ein Zusatz in der kalifornischen Verfassung, der eine Gleichstellung von Hetero- und Homo-Ehen untersagen sollte. Er könne nicht mehr einer Organisation angehören, „die die Diskriminierung von Homosexuellen toleriert.” Haggis schrieb damals: „Die Haltung der Kirche, die sich von den Aktionen von Fanatikern, Heuchlern und Schwulenhassern nicht distanziert, ist feige. Schweigen heißt Zustimmung – und ich weigere mich zuzustimmen.”

Dass man auch bei anderen Sekten und Religionsgemeinschaften auf Anhänger von sogenannten Konversionstherapien trifft, zeigt dieses Beispiel aus der Katholischen Kirche.

Titelbild: Imago/Schöning (Unser Bild zeigt die Scientology-Niederlassung in Berlin-Charlottenburg.)

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Schweiz: Streit um schwulen Pfarrer

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Die Evangelischen Kirchgemeinden Bichelsee und Dussnang teilen sich bisher einen Pfarrer. Doch über den neuen Pfarrer sind sie geteilter Meinung. 

Der alte, Walter Oberkircher, geht nächstes Jahr in Pension. Eine gemeinsame Pfarrwahlkommission der beiden benachbarten Gemeinden hatte einen Nachfolger gefunden, der derzeit noch in Straubenzell arbeitet. Dessen Namen nennen wir auf seinen eigenen Wunsch nicht, denn nachdem bekannt worden war, dass man sich in Dussnang für ihn entschieden hat, während die Leute in Bichelsee ihn mehrheitlich ablehnen, klingelt sein Telefon unentwegt. 

Der umstrittene Pfarrer ist schwul. Sein Partner ist katholisch und schwarz. In Bichelsee die perfekten Zutaten für einen Skandal. In seiner jetzigen Gemeinde hat das nie eine Rolle gespielt, sagt er gegenüber MÄNNER. Dort ist man traurig, dass er möglicherweise gehen wird. Wobei es nach der Abstimmung in Bichelsee gerade nicht danach aussieht.

Ende Februar begann die weitgehend unbekannte Gruppe «Evangelica Tannzapfen» Stimmung gegen den Nachfolger Oberkirchers zu machen. Immer wieder wurde in anonymen Mails seine Homosexualität und die Hautfarbe seines Partners thematisiert. Es wurde suggeriert, er sei nicht wählbar und nicht bibelfest. Die Hetze war erfolgreich: Bei der Abstimmung über den neuen Pfarrer gab es mehr Enthaltungen als Ja-Stimmen. Der Gemeindepräsident von Bichelsee, Beat Weibel, nannte die Vorgänge gegen MÄNNER „nicht nachvollziehbar” und „rassistisch”. Bei der anschließenden Pfarrwahl in Dussnang hingegen wurde der schwule Kandidat mit einer deutlichen Mehrheit von 59 (von insgesamt 73) Stimmen gewählt.

Ob er nun als Teilzeit-Pfarrer nach Dussnang geht – dazu wollte er sich gestern nicht äußern. „Ich möchte im Moment einfach nur meine Ruhe. Außerdem will ich mich und meinen Partner schützen.”

Auch in Deutschland gibt es immer wieder Kirchengemeinden, in denen Homophobie herrscht. Im Sommer setzte ein Gemeinde in Chemnitz einen schwulen Kantor vor die Tür.

Titelbild: Bichelsee-Balterswil Information

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„Freude der Liebe”– nicht für alle

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Ende Mai findet der 100. Deutsche Katholikentag statt. In Leipzig will sich erstmals auch eine Initiative präsentieren, die sich für LGBTI-Rechte in der katholischen Kirche einsetzt: das Zentrum Regenbogen. „Er wird so bunt wie nie“, schwärmten die Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche, HuK, und das Netzwerk katholischer Lesben vorab. Doch die Aussichten sind trüb. Nur drei Tage nach ihrer Ankündigung erschien heute das nachsynodale Papstschreiben „Amoris Laetitia“ – „Freude der Liebe“. Ein paar Passagen gelten auch Schwulen und Lesben. Ihnen sei mit Respekt zu begegnen, man dürfe sie nicht „ungerecht zurücksetzen“, heißt es darin. Vielmehr sollte man ihnen helfen, „den Willen Gottes in ihrem Leben zu begreifen und ganz zu erfüllen“. Mehr hat Franziskus nicht anzubieten. Aber das hätte uns auch gewundert – gerade in der Woche, in der der Vatikan triumphieren konnte, dass Paris im Streit um den schwulen Diplomaten endgültig aufgibt: Laurent Stefanini, als neuer Vatikan-Botschafter vor einem Jahr nominiert, wird nun stattdessen Unesco-Botschafter.

Enttäuschung für alle, die sich mehr Akzeptanz und Wertschätzung von Lesben, Schwulen, ihren Beziehungen und Familien erhofft hatten

„Das nachsynodale Papstschreiben ist eine Enttäuschung für alle, die sich mehr Akzeptanz und Wertschätzung von Lesben, Schwulen, ihren Beziehungen und Familien erhofft hatten”, kommentiert LSVD-Sprecher Manfred Bruns. In ein paar Zeilen macht das 300-seitige Schreiben klar […] „dass die ‘Freude der Liebe’ für Homosexuelle nicht gilt. Stattdessen soll ihnen geholfen werden, den Willen Gottes ganz zu erfüllen, sprich enthaltsam zu leben und auf Liebe und Sexualität zu verzichten, Umpolungs- und Heilungsangebote inklusive.”

Die katholische Welt ist noch nicht reif

Für die Öffnung der Ehe gebe es jedenfalls „kein Fundament“. Blöd für die Veranstalter des Zentrums Regenbogen, gehört zu doch ihren Schwerpunkten für Leipzig, „dass die Kirche sich für Vielfalt öffnet“ und konkret: „die Segnung lesbischer und schwuler Paare in Gemeinden“. In einer ersten Reaktion auf das Papstschreiben gab sich die HuK recht fromm. Man hätte sich über mehr päpstliche Wertschätzung gefreut – „doch dafür ist die katholische Welt noch nicht reif.“

Papst LGBTI

Markus Gutfleisch (Foto: HuK)

Die Menschen in mehrheitlich katholisch geprägten Ländern wie Irland und Kolumbien, die die Ehe geöffnet haben, sind das längst. Solche Entwicklungen kritisiere der Papst aber, so Bruns, und sorge sich, „dass angeblich Entwicklungsgelder davon abhängig gemacht werden, ob Staaten die Ehe-Öffnung ermöglichen. Das verkennt die Lage komplett. Wo die Frage nach der Konditionalität von Entwicklungsgeldern auftaucht, ging es ausschließlich um strafrechtliche Verfolgung bis hin zur Todesstrafe, um brutale Verfolgung und Gewalt. In vielen Ländern werden die grundlegenden Menschenrechte von Lesben und Schwule wie das Recht auf körperliche Unversehrtheit, Meinungsfreiheit oder das Recht auf Privatsphäre massiv verletzt.” Oftmals legitimiere die katholische Kirche vor Ort strafrechtliche Verschärfungen und trage damit Mitverantwortung für schwere Menschenrechtsverletzungen. „Dagegen hätte sich der Papst verwehren sollen, statt sich über Kritik an Ortskirchen zu empören”, so Bruns.

Titelbild: Imago/ZumaPress

 

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In Berlin wird die Ehe geöffnet

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Ab Juli gibt es auch für Homo-Paare in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz Traugottesdienste. Die Landeskirche mit einer Million Mitgliedern ist nach Hessen-Nassau und dem Rheinland (MÄNNER-Archiv) die dritte, die die Eheschließung für schwule und lesbische Paare öffnet. Den Beschluss fasste die Landessynode heute in geheimer Abstimmung: Eine große Mehrheit von 91 Kirchenparlamentariern war dafür, zehn stimmten dagegen und vier enthielten sich.

Ablehnung ist schriftlich zu begründen

Es gab in den vergangenen 14 Jahren bereits die Möglichkeit für gleichgeschlechtliche Paare, sich in eigenen Gottesdiensten trauen zu lassen. Ab Sommer wird die Trauung die Regel sein. Allerdings gibt es für eine Übergangszeit von fünf Jahren Ausnahmen: Pfarrer und Gemeindekirchenräte, die diese Öffnung nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren können, können sich weigern. Allerdings müssen sie die Ablehnung schriftlich begründen.

Kirche Trauung schwul

Die Tagung der Landessynode geht heute zu Ende (Foto: EKBO)

„Menschen in unserer Kirche erleben Diskriminierung“, sagte der Berliner Propst Christian Stäblein. „Es muss um unser aller Willen darum gehen, dass wir das ändern.“ Es gebe keinen Grund dafür, Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung auszuschließen.

Der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg, LSVD, nannte den Beschluss „außerordentlich erfreulich”. Die Evangelische Kirche vollziehe damit „einen großen Schritt” und sei als Religionsgemeinschaft weiter als der deutsche Staat, so LSVD-Landesgeschäftsführer Jörg Steinert.

In der Bibel steht, es sei unnatürlich, dass Frauen kurze Haare tragen

Vor der Synode hatten rund 20 evangelische Kirchengemeinden aus Brandenburg und der Oberlausitz protestiert, die gegen die Trauung für alle sind. Sie verlangten, dass das Thema wieder von der Tagesordnung verschwindet, konnten sich jededoch nicht durchsetzen.

„Es gibt bei uns natürlich unterschiedliche Arten, die Bibel auszulegen“, sagte dazu Bischof Markus Dröge. So gebe es Bibelstellen, die Homosexualität kritisch sehen. Man müsse aber die Auslegung in einen historischen Kontext einordnen. Was die Alltagstauglichkeit der Heiligen Schrift angeht, sagte Dröge:  „In der Bibel steht auch, es sei unnatürlich, dass Frauen kurze Haare tragen.“

Was die katholische Konkurrenz betrifft, hatte der Papst erst gestern klar gemacht, dass homosexuelle Paare auf Enthaltsamkeit setzen sollten, um den „Willen Gottes ganz zu erfüllen”. Von einer Segnung gleichgeschlechtlicher Paare ist die Katholische Kirche noch weit entfernt. (MÄNNER-Archiv)

Titelbild: Imago/UPI Photo

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Norwegens Kirche traut sich

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Die Mehrheit der Norwegischen Kirchenoberhäupter hat heute für ein neues Ehe-Ritual gestimmt, das es erlaubt, dass auch Homosexuelle in Gotteshäusern heiraten können. 88 von 115 Mitglieder der Generalversammlung des Kirchenrates haben dafür gestimmt. Das neue Ehe-Ritual wird offiziell im Januar 2017 verabschiedet, bei „Kirkemødets generalforsamling”, der Generalversammlung des nationalen Kirchentreffens, dem obersten Organ der norwegischen Kirche. Im Vorfeld gab es ein Komitee, das sich mit dieser Frage beschäftigt hat, dabei haben 15 von 23 Mitgliedern dafür gestimmt, dass LGBT sich in Kirchen das JA-Wort geben dürfen.

Die Maßnahmen mussten erst noch von der im Moment tagenden Synode der Kirche bestätigt werden. Das geschah nun heute.

Die Freude über die Entscheidung ist groß: Norwegens CVJM (Norges KUFK-KFUM) nennt es einen „Tag für die Geschichtsbücher” und schreibt auf seiner FacebookseiteWir von KFUK-KFUM rufen HURRA und freuen uns darüber.” Seit sechs Jahren ist die Ehe in Norwegen geöffnet. Eigentlich kann jeder Mann auch schon jetzt den Mann seiner Träume heiraten. Und jede Frau die Frau ihrer. Außer, sie wollten das in einer Kirche tun. Die Norwegische Staatskirche war bisher, so lutherisch evangelisch wie sie auch sein mag, gegen Eheschließungen von gleichgeschlechtlichen Paaren in ihren Häusern. Seit November 2015 war das anders. Da entschieden die zwölf Bischöfe und Bischöfinnen unter den 5,2 Millionen Einwohnern Norwegens, dass das jetzt o.k. wäre. Der Text der Ehe-Liturgie wird entsprechend angepasst, ließ man mitteilen.

Norwegen

Und so sah die Abstimmung aus. (Bild: kirken.no)

Das wurde auch Zeit. Schon 2013 befürworteten acht von zwölf Bischöfen die Gleichstellung, aber bislang blieb Homopaaren nur der Weg zum Standesamt, Heteros konnten sich ganz offiziell in jeder Kirche trauen lassen. Norwegen ist zwar ein säkularer Staat, aber vier Fünftel der Bevölkerung sind Mitglieder der Staatskirche und heiraten auch in ihr. Die Maßnahmen mussten erst noch von der im Moment tagenden Synode der Kirche bestätigt werden. Das geschah nun heute. Erst 2014 Jahr war ein ähnlicher Vorschlag abgelehnt worden. Und auch jetzt können sich Pastoren weigern, Paare zu trauen, bei denen sie das nicht wollen.

Bild: Fotolia/Jenny Sturm

 

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„Skeptiker sind verstummt”

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von Pascal Beck

Am Wochenende beschloss die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, dass sie ab Juli Traugottesdienste auch für gleichgeschlechtliche Paare anbietet. Damit ist es die dritte deutsche Landeskirche nach Hessen-Nassau und Rheinland, die die Eheschließung öffnet. Zwar ist es bereits in 14 von 20 evangelischen Landeskirchen möglich, als gleichgeschlechtliches Paar den kirchlichen Segen zu erhalten; allerdings sind es nur die genannte drei, in denen die Partnerschaft schließlich auch in die Kirchenbücher eingetragen und damit beurkundet wird. Die offizielle Haltung der römisch-katholischen Kirche bleibt strikt ablehnend, wie das jüngste nachsynodale Papstschreiben zeigt.

Überwiegend positive Reaktionen

Vorreiter der Ehe-Öffnung war die Evangelische Kirche in Hessen-Nassau, EKHN. Bereits seit 2002 konnten sich gleichgeschlechtliche Paare in den zugehörigen Gemeinden den kirchlichen Segen geben lassen. Im Jahr 2013 wurden die Gottesdienste zur Segnung von gleichgeschlechtlicher Paare mit traditionellen Trauungen weitgehend gleichgestellt. Sie können seither auch in den Kirchenbüchern eingetragen und beurkundet werden. Die Reaktionen darauf waren überwiegend positiv, so EKHN-Sprecher Volker Rahn gegenüber MÄNNER.

Skeptiker mittlerweile verstummt

„Es war vor allem der Wunsch der Gemeinden, nun endlich für Klarheit und Gleichheit zu sorgen.“ Gerade das Interesse der Medien war 2013 besonders groß. Viele, die der Kirche kritisch gegenüberstanden, zeigten sich von der Öffnung positiv überrascht und angetan. Zwar seien zu Anfang auch viele Stimmen laut geworden, die die Entscheidung kritisch sahen und dies vor allem via Mail und Briefe äußerten. Doch nach mittlerweile drei Jahren seien auch diese verebbt. Auch die Stimmen der Skeptiker innerhalb der Kirche selbst seien mittlerweile verstummt.

Segnung gleichgeschlechtlicher Paare wird so selbstverständlich wie von Pfarrerinnen auf der Kanzel

Rahn sieht sogar einen Fortschritt, da wie jüngst Berlin-Brandenburg andere Kirchen nachziehen. Auch mit der katholischen Kirche sowie Evangelischen in Osteuropa und südlich des Äquators seien die Diskussionen diesbezüglich intensiviert worden, auch wenn es bei diesen noch immer keine wirkliche Annäherung an das Thema gäbe. „Wir haben schon damals auf dem Höhepunkt der Debatte allen Kritikern gesagt: Wir werden einmal so selbstverständlich von der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare sprechen wie von Pfarrerinnen auf den Kanzeln.“

Rahn spricht von etwa 45 gleichgeschlechtlichen Paaren, die sich 2014 die sich segnen ließen. Die Zahlen von 2015 liegen noch nicht vor. In den Jahren 2002 bis 2013 rechnet man insgesamt mit etwa 150 Paaren, die gesegnet wurden.

Gleichstellung der Segnungen homosexueller Paare fiel nicht einfach vom Himmel

Warum man sich vor drei Jahren für die Öffnung der Traugottesdienste für Homosexuelle entschieden hatte, beantwortet Rahn damit, dass es der Gemeinde ein Anliegen gewesen sei, alle Menschen zu unterstützen, die ihre Partnerschaft dauerhaft und verlässlich führen wollen und dafür um Gottes Segen bitten. Gleichzeitig sei es ein Zeichen der Akzeptanz in einer doch noch erschreckend homophoben Gesellschaft.

„Die Gleichstellung der Segnungen homosexueller Paare fiel also nicht einfach vom Himmel, sondern war ein langer Weg mit vielen Debatten, die am Ende alle ein Stück weiter gebracht haben.“

Der EKHN-Kirchenpräsident Volker Jung wurde im Herbst von den Schwulen und Lesben in der Union, LSU, geehrt, weil er „immer wieder für die Rechte und gesellschaftliche Akzeptanz homosexueller Menschen eintritt”.

Titelbild: Fotolia

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Ein Imam, der Männer liebt

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„Religion war immer ein wichtiger Teil meines Lebens”, sagt Nur Warsame. So wichtig, dass der gebürtige Somalier Imam wurde. Er zog nach Australien, wo er eine Moschee leitete. Er heiratete und hat sogar eine Tochter. Jahrzehnte lang hat er für den Islam gelebt. Und hat sich versteckt. Doch das hat ein Ende: Nur Warsame outet sich – als erster Imam des Kontinents.

Ich kam an einen Punkt, wo Selbstmord für mich die letzte Möglichkeit war

„Ich kam an einen Punkt, wo Selbstmord für mich die letzte Möglichkeit war”, erzählt er dem australischen öffentlich-rechtlichen Fernsehsender SBS. „Doch zum Glück hat es nicht geklappt. Danach war ich stärker. Viel stärker.”

Viele der australischen Muslime sind gegen Homosexualität

Stark genug, um sein Geheimnis zu lüften. Dabei weiß er, wie schwierig es ist, sich als Muslim zu seiner Homosexualität zu bekennen. „Die Verluste sind zu hoch, die Risiken sind zu groß. Und es besteht sogar Lebensgefahr, denn die traditionelle Schule des Islam bestraft Homosexualität mit dem Tod”, sagt Nur Warsame.

islam

Foto: Screenshot

Mit seinem öffentlichen Coming-out will er anderen queeren Muslimen Hoffnung machen. „Sie sollen ihr Leben voll auskosten und gleichzeitig ihre Spiritualität behalten”, erklärt er. In seiner Heimat Somalia ist das jedoch alles andere als einfach: Dort wird Homosexualität mit Gefängnis bestraft. Wo die Scharia gilt, droht die Todesstrafe.

Und auch in Australien muss der Imam mit Konsequenzen rechnen. Denn laut SBS sind auch viele der etwa 500.000 australischen Muslime gegen Homosexualität. Er hat Pläne, wo er zur Not in Sicherheit unterkommen könnte. „Ich laufe nicht in einen Sturm, ohne zu wissen, wohin mich der Wind trägt”, sagt er.

Schwule und lesbische Muslime wenden sich vom Islam ab

Doch Warsame will nicht nur Zeichen setzen und Hoffnung verbreiten. Er hat etwas getan und eine geheime Gruppe für ungeoutete LGBTI-Muslime organisiert. „Es werden mehr”, sagt er, „und wir wollen gehört werden.” Aktuell sind landesweit 500 Menschen Mitglied seiner Gemeinschaft. Mit ihr verfolgt er ein bestimmtes Ziel. Denn er hat die Beobachtung gemacht, dass sich schwule und lesbische Muslime entweder vom Islam abwenden oder ihre Homosexualität verleugnen. „Wie kann man das wieder zusammenführen?”, fragte er sich – geboren war die Gruppe.

Ich will jungen queeren Muslimen zeigen, dass es Licht am Ende des Tunnels gibt

Denn in einer Moschee darf Warsame nicht mehr predigen. Andere Imame haben ihn verurteilt, er wurde aus Moscheen verbannt und wird bald seine Anerkennung als muslimischer Geistlicher verlieren. Seine Hoffnung verloren hat er dennoch nicht: „Ich will jungen queeren Muslimen zeigen, dass es Licht am Ende des Tunnels gibt. Auch wenn der Tunnel sehr lang sein kann.”

Mehr zum Thema: Hier gibt es ein Interview mit Daayiee Abdullah, einem Islam, der schwule Paare traut. Und wie der Neujahrsempfang einer Berliner Moschee aussieht, zu der MÄNNER eingeladen wurde, verrät dieser Beitrag.

Titelbild: Screenshot SBS.com

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„Homosexuelle Propaganda meiden!”

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Ein Mädchen kommt von der Schule nach Hause und zeigt der Mutter stolz ein Bild, das sie gemalt hat. Zu sehen ist eine Familie mit zwei Kindern, die Eltern ganz klassisch: Vater und Mutter. Allerdings, berichtet das Mädchen, habe eine Mitschülerin ihre beiden Mütter gemalt. Worauf die Mutter zu einer Lektion ausholt, dass Homosexualität von Gott nicht geschaffen und daher auch nicht gewollt sei. Zur Veranschaulichung nutzt sie die Metapher eines Menschen, der eine Reise (sie steht für die Hochzeit) antreten will, aber etwas mitbringt, das er nicht an Bord nehmen darf (seine Homosexualität). Zum Schluss folgt die gute Nachricht: Man könne sich ja ändern. Mit diesem gut zweieinhalb minütigen Zeichentrickfilm machen die Zeugen Jehovas Stimmung gegen Homosexuelle und gleichgeschlechtliche Partnerschaften.

Zeugen Jehovas geben  auflagenstarke Zeitschriften heraus

Die Zeugen Jehovas gelten in 13 deutschen Bundesländern offiziell nicht als Sekte – auch wenn sie die Kriterien dafür erfüllen: es gibt strenge Hierarchien, Kritik an den Prinzipien der Gemeinschaft wird unterbunden –, sondern als Körperschaft des öffentlichen Rechts. In Deutschland haben die Zeugen 167.000 Mitglieder (Stand 2011), in Österreich gut 20.000. Ihr Zentralorgan Wachturm, erscheint in über 200 Sprachen, Erwachet! immerhin in 99. Mit jeweils über 40 Millionen Ausgaben gelten sie als auflagenstärkste Zeitschriften der Welt.

Zeugen Jehovas

Bild: Zeugen Jehovas

Zu den Grundsätzen der Zeugen Jehovas gehört es, Bluttransfusionen zu verbieten, nicht zu wählen und nicht zum Militär zu gehen. Christliche Feste wie Weihnachten lehnen sie als heidnisch ab, Geburtstage feiern sie nicht. Und – sie lehnen Homosexualität ab. Sie werde heute von vielen verharmlost, warnt die Sekte auf ihrer Seite, „sogar von einigen Geistlichen“.

Mach um alles, was unmoralische Wünsche in dir wecken könnte, einen großen Bogen

Man empfiehlt: Pornografie und homosexuelle Propaganda meiden! „Mach um alles, was unmoralische Wünsche in dir wecken könnte, einen großen Bogen, wie Pornografie, bestimmte Fernsehsendungen oder Spielfilme. Dazu können sogar Mode- oder Bodybuilding-Zeitschriften gehören, in denen die Models kaum etwas anhaben. Kommen trotzdem negative Gedanken in dir auf, versuch sofort an etwas Positives zu denken. Auch die Scientology-Sekte lehnt Homosexualität ab: Man bringt Schwule und Lesben in Lager und versucht sie umzuerziehen (MÄNNER-Archiv).

Prominentester Zeuge: Prince

Zu den promintesten Mitglieder der Zeugen Jehovas gehörte Prince, der im April im Alter von 57 gestorben ist. Er wurde von Larry Graham zur Sekte gebracht, wie der Altmeister des Funk mal gegenüber der Welt erzählte. Die beiden zogen in Minneapolis sogar mit demWachturm von Tür zu Tür. Unbestätigten Berichten zufolge soll sich Prince in den 90ern mit HIV infiziert haben, doch erst Ende 2015 soll die Krankheit ausgebrochen sein. Aufgrund seines Glaubens und der Zugehörigkeit zu den Zeugen Jehovas habe er eine Behandlung abgelehnt.

Titelbild: Screenshot

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